Am Montagmorgen holt mich mein Taxi im Hotel ab und bringt mich zum Flughafen. Eigentlich will ich aus Vancouver gar nicht mehr weg. Die letzten Tage gehören bisher zu den absoluten Highlights meiner Reise. Zudem konnte ich endlich wieder Sneakers statt Winterschuhe tragen und meine Blasen an den Versen konnten sich erholen. Die Temperatur war endlich wiedermal im Plus-Bereich.
Meine Reise ist verläuft ausnahmsweise ohne Zwischenfälle, ich lande sogar früher als geplant in Montréal. Das einzig Nenneswerte ist dann auch der Landeanflug auf die Stadt am Sankt-Lorenz-Strom. Der Himmel ist klar und das Lichtermeer unglaublich schön.
Um ca. 22:30 Uhr checke ich ins Hostel ein. Im Zimmer schlafen bereits einige, als ich mein Bett noch beziehen muss. So sieht das Hostel-Leben aus. Durchschlafen ist selten der Fall. Aus diesem Grund habe ich mir eine Schlafbrille zugelegt.
Nachdem mich meine Zimmergspänli um 07:30 Uhr geweckt haben, steige ebenfalls aus den Federn und mache mich auf Erkundungstour durch Kanadas Hauptstadt. Als erstes «besichtige» ich das Shoppingcenter, welches direkt vis-à-vis meines Hostels liegt. Bis auf einen Pulli & Ohrringe beschränkt sich mein Abstecher aber auf’s Rumschlendern. Gedankenversunken und ziemlich müde (der Zeitunterschied zu Vancouver beträgt immerhin 3 Stunden) frage ich mich plötzlich, in welcher Stadt ich mich eigentlich befinde. Vier Tage zuvor war ich nämlich in Vancouver in einem Einkaufscenter derselben Kette. Als ich aufschaue, sehe ich den Schriftzug «CF Rideau» und mir kommt wieder in den Sinn, dass ich in Ottawa bin.
Mein Spaziergang führt weiter vorbei am Château Laurier und den Parlamentsgebäuden. Über die Brücke Portage kommt ich in den Stadtteil «Gatineau», wo ich das Canadian History Museum besuche. Eigentlich bin ich nicht so eine Museums-Fanatikerin, aber wenn ich schon fast 6 Monate in Kanada verweile, will ich auch etwas über die Geschichte wissen. Ich erfahre vieles über die First Nations, sehe Marterpfähle und lese Geschichten über die Herkunft und Entstehung dieses beeindruckenden Landes und dessen Bewohner. Mein Zeitpunkt für den Besuch in Ottawa ist nicht optimal: Am 3. März wird nämlich eine Ausstellung über Eishockey eröffnet und ebenfalls an diesem Wochenende würden die Red Bull Crashed Ice-Wettkämpfe stattfinden. Naja, alles kann man nicht haben…
Auf dem Weg zurück zum Hostel am frühen Nachmittag laufe ich durch das Quartier ByWard Market. Hier gibt es viele kleine Läden und Restaurants mit Gerichten aus aller Welt. Ich will jedoch heute eine Spezialität aus Ottawa probieren: Beavertail; auf Deutsch: Biberschwanz. Der Teil erinnert mich an «Öpfelchüechli», wohl auch, weil ich als Topping Apfel-Zimt wähle. Sehr lecker, sehr süss, sehr mastig. 😉
Am Abend spielen sowohl die Ottawa Senators wie auch die Montréal Canadiens. Pflichtprogramm für mich. Ich setze mich alleine ins Clocktower-Pub an der Elgin Street. Die zwei Damen neben mir, wollen alles über meine Reise wissen. Als sie rund eine halbe Stunde später das Pub verlassen, entschuldigen sie sich sogar, mir nicht länger Gesellschaft leisten zu können.
Etwas, was ich bis jetzt auf meiner Reise gelernt habe, ist, dass es keine Schande ist, sich alleine in ein Pub oder Restaurant zu setzen. Ich glaube eher, es ist eine Kunst, mit wildfremden über ihre und meine Geschichte, über Kulturen und Interessen zu sprechen. Und als ich mich umschaue, merke ich, dass viele alleine im Pub sitzen und wie ich, einfach nur Eishockey schauen wollen.
Um den Parliament Hill mit allen Regierungsgebäuden zu besichtigen, muss ich um 09:00 Uhr mein Ticket holen. Obwohl die Tour erst um 12:30 Uhr beginnt. In der Zwischenzeit setze ich mich in ein Café und habe wiedermal Zeit, Adi anzurufen. In den nächsten Tagen wird das mit der Fasnacht nämlich ein bisschen schwieriger…
Die Führung im Parliament Hill ist ganz in Ordnung, aber nicht umwerfend. Das einzig richtig beeindruckende ist die Bibliothek, die noch aus dem Jahr 1846 besteht. Leider ist das berühmte Eisfeld auf dem Rideau Kanal geschlossen, weil es zu warm ist. Deshalb laufe ich zum «Sens Rink of Dreams», einem Eisfeld, dass in fast jedem Reiseführer gelobt wird. Warum, weiss ich nicht. Es ist ein ganz normales Eisfeld, nicht sonderlich gross, direkt an einer viel befahrenen Strasse.
Zurück im Hostel ruhe ich mich aus. Die Zeitverschiebung und das Wochenende ohne viel Schlaf in Vancouver setzen mir mehr zu, als ich gedacht habe. Gegen 15:30 Uhr öffnet jemand die Tür zu unserem Hostelzimmer. Es ist Debora, die ich aus meinem Sprachaufenthalt in Montréal kenne. Sie kommt direkt aus Québec und begleitet mich morgen zum Hundeschlitten fahren.
Zum z’Nacht gibt’s Mexikanisch im Pancho Villa. In Reiseführer wird natürlich Bezug auf Trumps Vorhaben, eine Mauer zu Mexiko zu bauen, genommen. Zum Glück gibt’s diese Mauer (noch…?) nicht, denn das mexikanische Essen ist super lecker.
Müde steigen wir ins Bett. Morgen müssen wir früh raus, denn ein weiteres Highlight wartet: Hundeschlitten fahren!! 🙂
Zu den Ottawa-Fotos -> Ottawa, die Hauptstadt